Keiko Kimoto



Helles Aufscheinen





Helles Aufscheinen

In die oberste Etage des hochgeschossigen Altbaus aufgestiegen, ringt man erst einmal nach Luft. Und schon steht man im Arbeitsraum, ja, der Wirkungsstätte der japanischen Künstlerin Keiko Kimoto. Auf dem Boden, an den Wänden, neben dem Sofa, unter und auf dem Tisch hängen, stehen, liegen ihre zahlreichen fertiggestellten und gerade begonnenen Arbeiten, als sei das ihr selbstverständliches Zuhause und man selbst ein eiliger Gast auf Durchreise. Sie sind sich selbst genug. Ihr Aufscheinen bedarf keiner äußeren Licht-Durchflutung, so hell und freundig strahlen die aufgetragenen Farbflächen und Linien selbst dann, wenn lediglich ein Tuschschwarz die Silhouette eines Gegenstandes andeutend umreißt. Paradox der Kunst. Unverstraute Wesen scheinen diese Bilder zu beheimaten, Fische, die in der Luft schweben, nach vorn greifende Hände aus dem Off des Bildhintergrunds, im tobenden Meer wachsende Blumen. Die Gestaltung des Figürlichen und Gegenständ-lichen fordert hier das ans digital Überscharfe konditionierte Menschenauge heraus und verschafft dem Betrachter zugleich ein Moment schon verloren geglaubter Bilderinnerungen. Diese Gestaltung ist augenscheinlich der intuitiven Gefühlsregung nachempfunden und versagt sich daher eine bloß konkret-realistische Spiegelung. Vielmehr scheint hinter den mal breit, mal strichfein aufgebrachten Farbflächen eine Realität auf, die sich durch Dynamik, Rhythmisierung und Musikalität auszeichnet und ihren eigenen Gesetzen folgt. So blickt man auf die mit Kiefer, Meer und Wolke, Ananas, Vase und Mooswald betitelten Bilder und beginnt schon kurz darauf felsenfest zu glauben, diese Dinge könnten sich uns gar nicht anders zeigen, hätten vielmehr auf dem ursprünglichen weißen Traggrund zu sich selbst gefunden. Das ist Keiko Kimotos Magie: Die Anmutung einer sinnlichen Wahrnehmung von Dingen von der Schwere ihrer materiellen Existenz mit wenigen Farbstrichen abzuspalten. Wie Puzzlestücke lassen sie sich dann verschieben und zu einem immer neuen Kaleidoskop ungebrochener Farbigkeit fügen. Das kann im Hoch- wie im Querformat erfolgen, auf Papier wie auf Leinwand, mit Acryl wie auch mit Tusche, Öl, Kohle oder einer Kombination verschiedenster Farbmaterialien.











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