Maruyama Masaaki
Daseinsvermessungen zwischen Fülle und Leere
Maß nehmen fällt schwer. Die von Maruyama Masaaki gefertigten Bronzeskulpturen verweigern sich einem zur Vermessung bereit gehaltenen Band. In der von ihm vorangetriebenen Purifizierung der vertrauten Formenlandschaft bleiben die Unwägbarkeiten jedweder Existenz erhalten, und so schauen wir gerade nicht auf eine kalte Gleichmäßigkeit streng gezogener Linien und Flächen. Wenig läge hier ferner als die Annahme einer geometrisch-technischen Konstruktion. Vielmehr glaubt man in den Plastiken Immanuel Kants Diktum zu erkennen, das da lautet: „Aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts ganz Gerades gezimmert werden.“ Nun mag man einwenden, was denn Quader- oder Kubus-förmige Plastiken und rahmenähnliche Einfassungen mit den Facetten menschlichen Daseins verbindet. Aber ähnlich wie Mark Rothko der ausufernden Komplexität seiner realistisch-figurativen Darstellung mit einer schleichenden Abkehr begegnete, die schließlich in eine überaus nuancierte, an scharfen Konturen arme, aber an emotionaler Energie reiche Farbfeldmalerei mündete, eliminiert Maruyama jegliche aufdringliche äußere Opulenz zugunsten klarer, von innen heraus energetisch aufgeladener, aber keineswegs makelloser Bronze-Körper.
Vielmehr bricht der Künstler auch hier die Unversehrtheit der Oberflächen, fügt Brüche, Risse, Vorsprünge, Einschübe, Unebenheiten - gar Löcher - hinzu, die im Wechselspiel mit einer mal matt-schroffen, mal geglättet-schmiegsamen, schillern- den Oberflächenpatina eine Aura erfahrungsdurchtränkten Seins heraufbeschwören; diese nicht „skulpturen-gefertigt“ als irreführende Idealvorstellung einer bedrücken- den, in sich geschlossenen Perfektion, sondern als nach außen getragene, offene Verletzbarkeit. So nimmt der Betrachter, nicht ohne Verwunderung, zugleich die nach Innen wirkende Stille, wie die nach Außen strahlende Spannung der Bronze- skulpturen wahr.
Es ist verführerisch, Maruyamas Werke im Kontext japanischer Kunsttradition, und insbesondere innerhalb der (zen-)-buddhistisch inspirierten Lebensauffassung, zu positionieren. Und es spricht nichts dagegen, die Merkmale der Vereinfachung, Reduktion und Verwerfung linearer Präzision in diesem Zusammenhang anzuführen. Indes ist Maruyama Masaaki augenscheinlich auch ein an der europäischen Moderne versiert geschulter Künstler, der seine Wurzeln nicht leugnen muß, um dennoch - über jene - hinausweisende Pfade beschreiten zu können. So schwer sich Maruyamas Plastiken vermessen lassen, so sehr sind sie selbst Vermessungen (zwischen-) menschlichen Daseins - und damit Echo eines allerorts - nicht nur in Japan - zu vernehmenden Lebensklangs.
Maß nehmen fällt schwer. Die von Maruyama Masaaki gefertigten Bronzeskulpturen verweigern sich einem zur Vermessung bereit gehaltenen Band. In der von ihm vorangetriebenen Purifizierung der vertrauten Formenlandschaft bleiben die Unwägbarkeiten jedweder Existenz erhalten, und so schauen wir gerade nicht auf eine kalte Gleichmäßigkeit streng gezogener Linien und Flächen. Wenig läge hier ferner als die Annahme einer geometrisch-technischen Konstruktion. Vielmehr glaubt man in den Plastiken Immanuel Kants Diktum zu erkennen, das da lautet: „Aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts ganz Gerades gezimmert werden.“ Nun mag man einwenden, was denn Quader- oder Kubus-förmige Plastiken und rahmenähnliche Einfassungen mit den Facetten menschlichen Daseins verbindet. Aber ähnlich wie Mark Rothko der ausufernden Komplexität seiner realistisch-figurativen Darstellung mit einer schleichenden Abkehr begegnete, die schließlich in eine überaus nuancierte, an scharfen Konturen arme, aber an emotionaler Energie reiche Farbfeldmalerei mündete, eliminiert Maruyama jegliche aufdringliche äußere Opulenz zugunsten klarer, von innen heraus energetisch aufgeladener, aber keineswegs makelloser Bronze-Körper.
Vielmehr bricht der Künstler auch hier die Unversehrtheit der Oberflächen, fügt Brüche, Risse, Vorsprünge, Einschübe, Unebenheiten - gar Löcher - hinzu, die im Wechselspiel mit einer mal matt-schroffen, mal geglättet-schmiegsamen, schillern- den Oberflächenpatina eine Aura erfahrungsdurchtränkten Seins heraufbeschwören; diese nicht „skulpturen-gefertigt“ als irreführende Idealvorstellung einer bedrücken- den, in sich geschlossenen Perfektion, sondern als nach außen getragene, offene Verletzbarkeit. So nimmt der Betrachter, nicht ohne Verwunderung, zugleich die nach Innen wirkende Stille, wie die nach Außen strahlende Spannung der Bronze- skulpturen wahr.
Es ist verführerisch, Maruyamas Werke im Kontext japanischer Kunsttradition, und insbesondere innerhalb der (zen-)-buddhistisch inspirierten Lebensauffassung, zu positionieren. Und es spricht nichts dagegen, die Merkmale der Vereinfachung, Reduktion und Verwerfung linearer Präzision in diesem Zusammenhang anzuführen. Indes ist Maruyama Masaaki augenscheinlich auch ein an der europäischen Moderne versiert geschulter Künstler, der seine Wurzeln nicht leugnen muß, um dennoch - über jene - hinausweisende Pfade beschreiten zu können. So schwer sich Maruyamas Plastiken vermessen lassen, so sehr sind sie selbst Vermessungen (zwischen-) menschlichen Daseins - und damit Echo eines allerorts - nicht nur in Japan - zu vernehmenden Lebensklangs.